So bunt und vielfältig wie sich die zwei Büchertische im Literaturhaus Magdeburg präsentierten, so bunt und vielfältig war das Bild, dass Robert Grieger von der Persönlichkeit zeichnete, die im Mittelpunkt seines Vortrages stand: der bekannte Schriftsteller Alexandre Dumas. Diese Einordnung in die „Schublade“ Schriftsteller, zu Beginn des Abends für die Gäste nahezu selbstverständlich, hatte am Ende keinen Bestand mehr. Viele mögliche Bezeichnungen für seine Person waren dazugekommen: Schöpfer literarischer Mythen, Lebemann, Geschäftsmann, Prototyp des freien marktorientierten Schriftstellers, Meister des Dialogs, Revolutionsteilnehmer etc.
Für diese Auffächerung der Charakterisierung Dumas` sorgte an diesem 7. Juni der Berliner Dumas-Sammlers Robert Grieger, den seit mehr als drei Jahrzehnten Alexandre Dumas nicht loslässt. Mehr als eine Stunde plauderte er vor knapp 20 literaturbegeisterten Zuhörern auf Einladung der Magdeburger Pirckheimer über den großen Franzosen. Er zog Parallelen zwischen dessen eigener Lebensgeschichte und der seinen Romanfiguren. Beispielsweise wenn darum geht, dass ein passendes Empfehlungsschreiben den Einstieg in die berufliche Karriere ebnet. So verschaffte Dumas 1822 die Vermittlung eines Kollegen seines Vaters, gepaart mit einer schönen Handschrift, eine Stelle als Sekretär im Büro des Duc d’Orléans. Daher ist es wahrscheinlich kein Zufall, dass auch einer seiner bekanntesten Romanhelden, der spätere Musketier DÀrtagnan sich mit einem Empfehlungsschreiben auf den Weg nach Paris macht. Und das letztendlich erfolgreich, auch wenn ihm das Schreiben unterwegs gestohlen wird. Ebenso übte sich Dumas im Tanzen, Fechten und Schießen. Alles Fähigkeiten, die dem Leser seiner Romane durchaus vertraut vorkommen.
Dumas ist ein wichtiger Vertreter der französischen Romantik. Bekannt und beliebt wurde er durch seinen historischen Abenteuerroman „Die drei Musketiere“ (1844) und den Gesellschaftsroman „Der Graf von Monte Cristo“ (1845/46) – übrigens der einzige Gesellschaftsroman, den er je geschrieben hat. Diese berühmten Romane stehen wie die meisten seiner Romane in der Tradition von Walter Scotts historischen Romanen.
Zu Anfang seiner Schriftsteller-Karriere schrieb er jedoch hauptsächlich Dramen, von denen die meisten in Vergessenheit geraten sind. Dazu gehören die damals recht erfolgreichen Stücke Henri III et sa cour (1829), Christine (1830) und Antony (1831). Später begann er dann, Romane (insbesondere historische) zu schreiben und entdeckte schnell das Genre des Feulletion-Romans.
Dumas sei ein äußerst produktiver Autor gewesen, so Grieger. Er habe in Zusammenarbeit mit anderen Autoren wie Auguste Maquet über dreihundert Romane verfasst. Schreiben alleine reicht natürlich nicht. Die Bücher müssen auch verkauft werden. Das sei Dumas so gut gelungen, dass er zumindest zeitweise als wohlhabend gelten kann. Allerdings habe er das Geld auch mit vollen Händen wieder ausgegeben. So war ihm ein Leben als Schuldner nicht unbekannt. Grund genug für ihn, zeitweise ins Ausland zu fliehen. Das wiederum begründete, anfangs vielleicht notgedrungen, am Ende sehr erfolgreich und finanzielle einträglich, seine Hinwendung zur Reiseliteratur.
Bei einem so bewegten Leben und der schriftstellerischen Flexibilität von Dumas ist es kaum verwunderlich, dass er dieses in seinen vielbändigen Mémoires vermarktete.
Auf Dauer habe er sich einen luxuriösen und ausschweifenden Lebensstil jedoch nicht mehr leisten können, so Grieger. Die letzten Jahre vor seinem Tod am 5. Dezember 1870 war er bankrott und lebte bei seinem Sohn.
Nach dem Vortrag gingen die Gäste mit anderem Blick an die Büchertische, auf denen Robert Grieger einige Schätze aus seiner Dumas-Sammlung ausgelegt hatte. Darunter neben den erwartbaren verschiedenen deutschen Buchausgaben auch ergänzende Sammlungsstücke wie eine Büste, Filmprogramme seiner Romanverfilmungen, Comics, eine chinesisch-sprachige Ausgabe des „Graf von Monte Cristo“ oder Sekundärliteratur.