Einladung zur Ausstellungseröffnung „Komplett Kafka“ mit Nicolas Mahler am Freitag, 17. Januar 2025 um 18 Uhr, in das Literaturhaus Magdeburg.
„Du, ich war einmal ein großer Zeichner“, schrieb Franz Kafka 1913 an seine Dauerverlobte Felice Bauer über seine künstlerischen Ambitionen. Sein Zeichnen hätte ihn einst „mehr befriedigt als irgendetwas.“ Gleichzeitig zeigte sich Kafka aber auch misstrauisch gegenüber fremden Illustrationen seiner Bücher. Als es an die Umschlaggestaltung seiner Erzählung „Die Verwandlung“ ging, argwöhnte er, dass der beauftragte Illustrator vorhaben könnte, den Käfer zeichnen zu wollen. Und nun hat der österreichische Comiczeichner Nicolas Mahler genau das getan. Er hat den krabbelnden Mistkäfer Gregor, den dürren Hungerkünstler, die singende Maus Josephine und andere Figuren Kafkas zu Strichfiguren verknappt. Und auch Kafka selbst, seine Verlobte Felice und sein Freund Max Brod kommen nicht ungeschoren davon.
Gezeigt werden Drucke und Originale aus seiner bei Suhrkamp erschienenen gezeichneten Biografie Franz Kafkas. Und wie hätte Kafka darauf reagiert? Vielleicht hätte ihn dieses Unterfangen auch amüsiert, schrieb er doch an Felice in einem anderen Brief: „Ich kann auch lachen, Felice, zweifle nicht daran. Ich bin sogar als großer Lacher bekannt.“
Nicolas Mahler, geboren 1969 in Wien, führt eine Doppelexistenz als Witzzeichner und Literaturbearbeiter. Seine Comics und Cartoons erscheinen in zahlreichen Zeitungen und Magazinen, wie Die Zeit, NZZ am Sonntag, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und in der Titanic. Seine gezeichneten Adaptionen klassischer Literatur (u.a. nach Thomas Bernhard, Robert Musil, Marcel Proust, James Joyce und Elfriede Jelinek) meistens im Suhrkamp Verlag.
Die Ausstellung ist eine Gemeinschaftsveranstaltung vom Literaturhaus Magdeburg und dem Verein der Bibliophilen und Graphikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e.V. „Willibald Pirckheimer“. Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Kunst und Kultur der Stadtsparkasse Magdeburg und der Stiftung Kloster Unser Lieben Frauen sowie der Landeshauptstadt Magdeburg.
Liebe Freundinnen und Freunde der Kunst und Literatur,
in dieser festlichen Zeit wünschen wir Ihnen von Herzen frohe Weihnachten und ein inspirierendes neues Jahr! Möge Ihr Bücherregal weiterhin mit fesselnden Geschichten gefüllt sein und Ihre Wände mit beeindruckenden Grafiken erstrahlen.
Das vergangene Jahr war reich an kreativen Entdeckungen und kulturellen Erlebnissen. Wir hoffen, dass Sie in den Seiten Ihrer Lieblingsbücher und den Farben Ihrer liebsten Kunstwerke Freude gefunden haben. Lassen Sie uns auch im kommenden Jahr die Vielfalt der Kunst und Kultur feiern, neue Werke entdecken und unsere Sammlungen mit Leidenschaft erweitern.
Möge 2025 Ihnen viele spannende Leseabenteuer, inspirierende Ausstellungen und unvergessliche Momente in der Welt der Kunst bringen. Genießen Sie die Feiertage im Kreise Ihrer Lieben und lassen Sie sich von der Magie der Geschichten und Bilder verzaubern!
Wir freuen uns, Sie auch im Jahr 2025 zu unseren Veranstaltungen begrüßen zu können und wünschen alles Gute für das neue Jahr.
Sigrid Wege Vorsitzende der Magdeburger Pirckheimer
Thomas Ranft mit Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet
Die Magdeburger Pirckheimer gratulieren dem Künstler Thomas Ranft ganz herzlich zur Auszeichnung mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer übereichte ihm den von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehenen Verdienstorden am 9. Dezember in der der Sächsischen Staatskanzlei.
Mehrfach war Thomas Ranft zu Gast bei den Magdeburger Pirckheimern. Vor allem die Ausstellung seiner Radierungen zu Hölderlins „Hyperion“ im Literaturgaus Magdeburg ist den Buch- und Grafiksammlern noch sehr gut in Erinnerung. Ebenso die Lesung eigner Texte anlässlich der Finissage der Ausstellung im Februar 2022.
Mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland werden Persönlichkeiten geehrt, die sich in den Bereichen Politik, Soziales, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur in besonderer Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht haben.
In der Laudatio auf Thomas Ranft heißt es: „Thomas Ranft (79) zählt zu den bedeutenden Vertretern der bildenden Kunst in Deutschland. In der DDR setzte er sich mutig für eine eigenständige, freie Kunst ein. So war er 1973 Mitbegründer der Produzentengalerie »Oben« in Chemnitz. Die Galerie, die gerade nicht-systemkonformen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform bot, galt als eine der bedeutendsten im Deutschland der 70er Jahre. Thomas Ranft war auch Initiator und Ideengeber der 1977 gegründeten Künstlergruppe »CLARA MOSCH« – bis zu ihrem Ende 1982 die wichtigste oppositionelle Künstlergruppierung in Chemnitz. Ihr Ansatz, weltweite moderne Tendenzen künstlerischen Ausdrucks aufzunehmen und so auch die eigene künstlerische Freiheit zu behaupten, provozierte die Machthaber in der DDR. Allen Einschüchterungsversuchen zum Trotz organisierte die Künstlergruppe eigene Ausstellungen und Aktionen. Die Staatssicherheit verfolgte schließlich die Zersetzung der Gruppe. Nach 1990 erhielt Thomas Ranft mit seinen Ausstellungen im wiedervereinigten Deutschland und im Ausland große, auch internationale Anerkennung. In Chemnitz engagiert er sich als Gründungsmitglied seit 1994 und bis heute als Vorstandsvorsitzender des Vereins Kunst für Chemnitz.“
Der Vorstand des Vereins der Bibliophilen und Graphikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e. V. „Willibald Pirckheimer“ lädt hiermit seine Mitglieder zur Jahreshauptversammlung 2024 mit Wahl des Vorstands ein. Diese findet statt am Mittwoch, 27. November 2024, um 18.00 Uhr im Literaturhaus Magdeburg, Thiemstraße 7, 39104 Magdeburg.
Die Veranstaltung ist nicht öffentlich.
Tagesordnung:
Begrüßung, Feststellung der Regularien und Bestimmung des Protokollanten / der Protokollantin
Rechenschaftsbericht der Vorsitzenden
Finanzbericht und Bericht des Kassenprüfers
Diskussion zu den Tagesordnungspunkten 2 und 3
Abstimmung über den Kassenbericht über den Bericht des Vorstandes und Entlastung des Vorstandes
Bestimmung des Wahlleiters zur Wahl des Vorstandes und des Kassenprüfers
Wahl des Vorstandes (lt. §5 der Satzung) Wahl des Vorsitzenden / der Vorsitzenden Wahl des stellvertretenden Vorsitzenden / der stellv. Vorsitzenden Wahl des Schatzmeisters / der Schatzmeisterin
Vorstellung des neuen Vorstandes
Wahl des Kassenprüfers / der Kassenprüferin
Vorstellung der Veranstaltungen für das Jahr 2025
Diskussion und Vorschläge der Mitglieder zum Tagesordnungspunkt 10
Mittwoch, 27. November 2024, um 19 Uhr, Literaturhaus Magdeburg, Thiemstraße 7, 39104 Magdeburg
Charlotte Buchholz und Lothar Günther während ihrer Lesung zum Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft im Kloster unser lieben Frauen in Magdeburg im September 2024. Foto: R. Wege
Die Magdeburger Pirckheimer freuen sich, Charlotte Buchholz und Lothar Günther zu einer Lesung zum Thema Bibliophilie und Bibliomanie begrüßen zu können. Sie werden eine Kurzgeschichte, die eigens für die Pirckheimer aus Anlass des Jahrestreffens der Pirckheimer-Gesellschaft im September und dem Jubiläum des VBG e.V. „Willibald Pirckheimer“ geschrieben wurde, lesen. Lassen Sie sich entführen in die schöne Welt des Büchersammelns in der Zukunft.
Die szenische Lesung ist öffentlich. Gäste sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.
Mit raschem Schritt näherten sich die letzten Gäste kurz vor 19 Uhr dem Literaturhaus in Magdeburg. Das sicherte ihnen zumindest noch einen Stehplatz, um die Eröffnung der Ausstellung „30 Jahre Künstlerbuch Almanach COMMON SENSE“ am 12. September 2024 mitzuerleben. Damit befanden sie sich in Gesellschaft von mehr als 50 Buchliebhabern, die das Interesse an schönen Büchern und Originalgraphik im Allgemeinen und an Künstlerbüchern im Besonderen zusammengeführt hatte. Sie waren aus vielen Ecken Deutschlands angereist, unter anderem aus Berlin, Hamburg, Augsburg, Leipzig, Frankfurt/Oder, Weimar oder Wuppertal.
Sigrid Wege eröffnet als Vorsitzende der Magdeburger Pirckheimer die Ausstellung im Literaturhaus.
Zur Eröffnung waren auch die beiden Herausgeber dieser Künstlerbuch-Reihe nach Magdeburg gekommen: Ulrich Tarlatt aus Bernburg und Jörg Kowalski aus Halle/Saale. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung von Petra Steinbring mit Improvisationen am Klavier. Die Künstlerin Anette Groschopp aus Magdeburg hielt die Laudatio. Sie selbst war an der Buchkunst-Reihe beteiligt und konnte so den Gästen einen sehr persönlichen Eindruck vermitteln, wie es für sie war, mit dabei gewesen zu sein. Sie gehört damit zu den insgesamt 492 Literaten und Künstlern, die in den drei Jahrzehnten an der Entstehung der 30 Bände mitgewirkt haben. Dazu gehörten für die Texte zum Beispiel die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und 15 Georg-Büchner-Preisträger wie Volker Braun, Durs Grünbein, Sarah Kirsch, Sibylle Lewitscharoff, Friederike Mayröcker oder Oskar Pastior. Ebenso beeindruckend ist die Liste der beteiligten Künstler, darunter Max Uhlig, Claus Weidensdorfer, Klaus Süß, Moritz Götze oder Angela Hampel – und natürlich Ulrich Tarlatt.
Die Idee war, dass die Künstler und Literaten an einem Buch mitarbeiten, ohne ein Thema vorzugeben. Einzige Bedingung war, dass die Werke dafür neu geschaffen beziehungsweise noch nicht zuvor publiziert wurden. Der programmatische Titel sollte den Sinn für das Gemeinsame beschreiben. Der erste Band erschien im Dezember 1989, der letzte Band, der die Reihe abschließt, wurde 2018 herausgegeben. Die Bandbreite der enthaltenen Werke reichte von Gedichten und Texten über originale Druckgrafiken, Zeichnungen, Collagen, Digitaldrucke, Fotografien, visuelle Poesie und Skizzen bis hin zu Tagebuchnotizen und Fundstücken.
Mit 50 bis 75 Exemplaren, die je Jahrgang erschienen sind, ist die Auflage sehr niedrig. Entsprechend selten tauchen sie in Ausstellungen auf. Noch seltener hat man die Gelegenheit, sie alle vereint, sozusagen in einer Reihe, zu sehen. Im Literaturhaus gaben es die räumlichen Gegebenheiten zwar nicht her, eine Reihe zu bilden, aber auf zwei Vitrinen verteilt bekamen die Gäste einen ausgezeichneten Blick auf dieses Gesamtkunstwerk.
Eine repräsentative Auswahl der künstlerischen Text- und Bildarbeiten, die ansonsten in den Büchern eingebunden sind, konnten die Besucher an den Wänden des Literaturhauses bewundern. Diese Chance nutzten die Gäste an diesem Abend ausgiebig. Ebenso die Gelegenheit, mit den Herausgebern und Künstlern Ulrich Tarlatt und Jörg Kowalski ins Gespräch zu kommen.
Gleichzeitig war die Ausstellungseröffnung ein gelungener Auftakt in das 51. Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft, das vom 13. bis 15. September 2024 in Magdeburg stattfand. Dieser Austragungsot war extra auserkoren worden, da die Magdeburger Pirckheimer in diesen Tagen ihren 60. Geburtstag begingen.
Die Künstlerin Anette Groschopp aus Magdeburg hielt die Laudatio.Sigrid Wege, Vorsitzende der Magdeburger Pirckheimer, bedankt sich bei Jörg Kowalski.Ein kleines Dankeschön für Ulrich Tarlatt
Die beiden Herausgeber der Künstlerbuch-Reihe waren zur Eröffnung der Ausstellung nach Magdeburg gekommen: Jörg Kowalski (r.) und Ulrich Tarlatt mit seiner Frau.
Petra Steinbring improvisierte zur Eröffnung auf dem Klavier.
Ausstellungseröffnung „30 Jahre COMMON SENSE“ im Literaturhaus Magdeburg am 13. September um 18 Uhr
In der Ottostadt Magdeburg findet in diesem Jahr das 51. Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft statt, der „großen Schwester“ der Magdeburger Pirckheimer . Vom 13. bis 15. September werden dazu rund 50 Mitglieder und Freunde der Buchkunst in Magdeburg erwartet. Organisiert wird das Treffen vom Verein der Bibliophilen und Graphikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e.V. „Willibald Pirckheimer“.
An dem Treffen können auch Buch- und Kunstfreunde teilnehmen, die keine Vereinsmitglieder sind. Wer Interesse hat, kann sich an den Pirckheimer-Vorsitzenden Matthias Haberzettl wenden (haberzettl@pirckheimer-gesellschaft.org).
Die Teilnehmer können sich auf ein breit gefächertes Programm freuen. Stationen sind unter anderem das Forum Gestaltung, die Johanniskirche mit den von Max Uhlig gestalteten Fenstern, die Neumann-Stiftung in der Bibliothek der Otto-von-Guericke-Universität, die Stadtbibliothek Magdeburg mit ihrer aktuellen Ausstellung zum Reformationsjubiläum oder eine Führung durch die graphische Sammlung des Kulturhistorischen Museums.
Ein Höhepunkt wird am Freitagabend (13. September) die Eröffnung der Ausstellung „30 Jahre Künstlerbuch Almanach COMMON SENSE“ im Literaturhaus Magdeburg sein. An der Thiemstraße 7 beginnt diese öffentliche Veranstaltung um 18 Uhr. Erwartet werden auch die beiden Herausgeber dieser Künstlerbücher: Ulrich Tarlatt (Bernburg) und Jörg Kowalski (Halle/Saale). Die Laudatio hält Anette Groschopp aus Magdeburg. Musikalisch umrahmt wird die Eröffnung von Petra Steinbring.
Almanach 2010, Herta Müller1991 in der Bretagne: Ulrich Tarlatt (l.) und Jörg Kowalski mit dem „Bretonischen Hasenjäger“Almanach 1989, Titelblatt, Ulrich Tarlatt
Nach dem Vortrag hatten die Gäste genug Zeit, sich einige Schätze aus der Dumas-Sammlung von Robert Grieger anzusehen. Foto: R. Wege
So bunt und vielfältig wie sich die zwei Büchertische im Literaturhaus Magdeburg präsentierten, so bunt und vielfältig war das Bild, dass Robert Grieger von der Persönlichkeit zeichnete, die im Mittelpunkt seines Vortrages stand: der bekannte Schriftsteller Alexandre Dumas. Diese Einordnung in die „Schublade“ Schriftsteller, zu Beginn des Abends für die Gäste nahezu selbstverständlich, hatte am Ende keinen Bestand mehr. Viele mögliche Bezeichnungen für seine Person waren dazugekommen: Schöpfer literarischer Mythen, Lebemann, Geschäftsmann, Prototyp des freien marktorientierten Schriftstellers, Meister des Dialogs, Revolutionsteilnehmer etc.
Vereinsvorsitzende Sigrid Wege bedankt sich bei Robert Grieger mit einem kleinen Präsent.
Für diese Auffächerung der Charakterisierung Dumas` sorgte an diesem 7. Juni der Berliner Dumas-Sammlers Robert Grieger, den seit mehr als drei Jahrzehnten Alexandre Dumas nicht loslässt. Mehr als eine Stunde plauderte er vor knapp 20 literaturbegeisterten Zuhörern auf Einladung der Magdeburger Pirckheimer über den großen Franzosen. Er zog Parallelen zwischen dessen eigener Lebensgeschichte und der seinen Romanfiguren. Beispielsweise wenn darum geht, dass ein passendes Empfehlungsschreiben den Einstieg in die berufliche Karriere ebnet. So verschaffte Dumas 1822 die Vermittlung eines Kollegen seines Vaters, gepaart mit einer schönen Handschrift, eine Stelle als Sekretär im Büro des Duc d’Orléans. Daher ist es wahrscheinlich kein Zufall, dass auch einer seiner bekanntesten Romanhelden, der spätere Musketier DÀrtagnan sich mit einem Empfehlungsschreiben auf den Weg nach Paris macht. Und das letztendlich erfolgreich, auch wenn ihm das Schreiben unterwegs gestohlen wird. Ebenso übte sich Dumas im Tanzen, Fechten und Schießen. Alles Fähigkeiten, die dem Leser seiner Romane durchaus vertraut vorkommen.
Eine chinesische Ausgabe des „Graf von Monte Cristo“
Dumas ist ein wichtiger Vertreter der französischen Romantik. Bekannt und beliebt wurde er durch seinen historischen Abenteuerroman „Die drei Musketiere“ (1844) und den Gesellschaftsroman „Der Graf von Monte Cristo“ (1845/46) – übrigens der einzige Gesellschaftsroman, den er je geschrieben hat. Diese berühmten Romane stehen wie die meisten seiner Romane in der Tradition von Walter Scotts historischen Romanen.
Zu Anfang seiner Schriftsteller-Karriere schrieb er jedoch hauptsächlich Dramen, von denen die meisten in Vergessenheit geraten sind. Dazu gehören die damals recht erfolgreichen Stücke Henri III et sa cour (1829), Christine (1830) und Antony (1831). Später begann er dann, Romane (insbesondere historische) zu schreiben und entdeckte schnell das Genre des Feulletion-Romans.
Dumas sei ein äußerst produktiver Autor gewesen, so Grieger. Er habe in Zusammenarbeit mit anderen Autoren wie Auguste Maquet über dreihundert Romane verfasst. Schreiben alleine reicht natürlich nicht. Die Bücher müssen auch verkauft werden. Das sei Dumas so gut gelungen, dass er zumindest zeitweise als wohlhabend gelten kann. Allerdings habe er das Geld auch mit vollen Händen wieder ausgegeben. So war ihm ein Leben als Schuldner nicht unbekannt. Grund genug für ihn, zeitweise ins Ausland zu fliehen. Das wiederum begründete, anfangs vielleicht notgedrungen, am Ende sehr erfolgreich und finanzielle einträglich, seine Hinwendung zur Reiseliteratur.
Bei einem so bewegten Leben und der schriftstellerischen Flexibilität von Dumas ist es kaum verwunderlich, dass er dieses in seinen vielbändigen Mémoires vermarktete.
Robert Grieger bei seinem Vortrag im Literaturhaus Magdeburg.
Auf Dauer habe er sich einen luxuriösen und ausschweifenden Lebensstil jedoch nicht mehr leisten können, so Grieger. Die letzten Jahre vor seinem Tod am 5. Dezember 1870 war er bankrott und lebte bei seinem Sohn.
Nach dem Vortrag gingen die Gäste mit anderem Blick an die Büchertische, auf denen Robert Grieger einige Schätze aus seiner Dumas-Sammlung ausgelegt hatte. Darunter neben den erwartbaren verschiedenen deutschen Buchausgaben auch ergänzende Sammlungsstücke wie eine Büste, Filmprogramme seiner Romanverfilmungen, Comics, eine chinesisch-sprachige Ausgabe des „Graf von Monte Cristo“ oder Sekundärliteratur.
Manches Exponat nahmen die Gäste ganz genau unter die Lupe.
Das Druck- und Verlagshaus „Franzen und Grosse“ in Stendal – Vortrag von Agnes Kunze
Dass die Geschichte eines heute fast (!) vergessenen Verlages in der Altmark interessant und kurzweilig ist, dazu noch Anstoß für eine weitergehende Beschäftigung mit diesem Thema sein kann, zeigte Agnes Kunze am 17. April im Literaturhaus Magdeburg. Die Leiterin der Bibliothek des Winckelmann-Museums in Stendal war auf Einladung der Magdeburger Pirckheimer in die Landeshauptstadt gereist, um in ihrem Vortrag die Geschichte des Druck- und Verlagshauses „Franzen und Grosse“ lebendig werden zu lassen. Dieses hatte seinen Sitz in Stendal. Den Anfang markierte eine Hochzeit: 1755 heiratete Daniel Christian Franzen die Buchdrucker-Witwe Elisabeth am Ende und übernahm somit das Geschäft. 1776 erhielt Franzen das Buchhändlerprivileg – sein Geschäft erweiterte sich damit wesentlich über das Drucken hinaus. Allerdings trat er das Privileg nur vier Jahre später an Johann Christian Grosse ab. Druck und Handel blieben praktisch vereint, quasi in der Familie, da Johann Christian Grosse ein Jahr zuvor sein Schwiegersohn geworden war. Für Franzen war diese Verbindung offensichtlich aus unternehmerischer Sicht sehr vorteilhaft. Grosse habe den Verlag auf einen wirklichen Erfolgskurs gebracht, so die Einschätzung von Agnes Kunze. Der Produktionsumfang rangierte im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts direkt hinter den großen preußischen Verlagen in Berlin, Halle und Breslau. Für sie sei es „bewundernswert“, so Kunze, dass in einer so kleinen Stadt wie Stendal, die Anfang des 19. Jahrhunderts „4.444 bürgerliche Einwohner und eine Garnision von 786 Mann“ zählte, ein so erfolgreiches Verlagsunternehmen aufgebaut werden konnte. Die Geschichte des Druck- und Verlagshauses „Franzen und Grosse“ endete Anfang des 20. Jahrhunderts.
Sigrid Wege (r.) begrüßte die Gäste im Literaturhaus.
Fast eineinhalb Stunden sprach Agnes Kunze darüber, wie sich das Unternehmen entwickelt hat, welche Höhen und Tiefen es überstehen musste, wo es mit dem Zeitgeist schwamm und wo dagegen. Bestand das Hauptgeschäft anfänglich in den Drucken von Akzidenzdrucken, den Leichenpredigten, erweiterte sich das Profil vor allem auf Drucke zu medizinischen, wissenschaftlichen, pädagogischen und rechtlichen Themen. Im Unterschied zu vielen anderen Verlagshäusern hätten Franzen und Grosse aber nie Romane herausgebracht, obwohl sich diese einer wachsender Beliebtheit erfreuten und sie einen wachsenden Markt darstellten. Trotzdem nutzten Franzen und Grosse auch „Modeerscheinungen“ des damaligen Lesegeschmacks, wie die Herausgabe des Werkes „Betrachtungen über die drohendsten Gefahren der weiblichen Jugend für nachdenkende Töchter / von einer erfahrenen Mutter“ zeigt.
Mit einem Präsent bedankte sich Vereinsvorsitzende Sigrid Wege (l.) bei der Referentin Agnes Kunze.
Immer wieder stellte Agnes Kunze die Entwicklung des Unternehmens in einen überregionalen Kontext, zeigte auf, welche erfolgreichen Netzwerker Franzen und Grosse waren, wie sie effektiv Werbe- und Marketingmaßnahmen nutzten und sich beispielsweise durch die Teilnahme an der Leipziger Messe neue Vetriebswege erschlossen. Dank vielfältiger geschäftlicher und privater Verbindungen tauchten einige namhafte Persönlichkeiten im Netzwerk von Franzen und Grosse auf wie Georg Christoph Lichtenberg, Johann Christian Dieterich (Begründer der Dieterichschen Verlagsbuchhandlung, die heute ihren Sitz in Mainz hat), der für die Altmark zuständige Generalsuperintendent Johann Friedrich Hähn oder Samuel Gottlieb Vogel, britischer Hofmedicus und ordentlicher Professor an der Universität Rostock, der als Autor für Franzen und Grosse unter anderem 1794 das Buch „Über den Nutzen und Gebrauch der Seebäder. Nebst der Ankündigung einer öffentlichen Seebadeanstalt, welche an der Ostsee in Mecklenburg angelegt wird“ verfasst hatte.
Gerade für den Bibliophilen von Interesse wies Agnes Kunze auf ausgewählte Werke hin, die bei Franzen und Grosse erschienen sind wie der Druck des „Codex Diplomaticus Brandenburgensis“ 1775 oder Homers „Ilias“ von Caspar Christoph Konrad Brohm, die 1786 erschienen war, ausgestattet mit Initialen, Zierleisten und Vignetten.
So lernten die Gäste des Abends viel Neues aus rund 150 Jahren Druck- und Verlagsgeschichte nicht nur der Altmark kennen. So wissen sie jetzt beispielsweise, was Pränumerantenlisten sind und welche wichtige Rolle sie für den wirtschaftlichen Erfolg von Franzen und Grosse gespielt haben – unter anderem nachzuvollziehen am Beispiel des Verkaufs des „Diätischen und ökonomischen Kochbuchs“, publiziert von Johann Jacob Heinrich Bücking.
Wer das noch nicht wusste, aber wissen will, was es mit den Pränumerantenlisten auf sich hat, sollte einen Blick in den Katalog „Buch-Geschichten. 500 Jahre Drucker, Verleger und Bibliotheken in Stendal“ werfen, in dem auch die Druck- und Verlagsanstalt „Franzen und Grosse“ eine Rolle spielt. Der Katalog erschien 2007 anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Winckelmann-Museum Stendal.
Agnes Kunze, Eva Hofstetter, Jürgen Dummer u.a.: Buch-Geschichten. 500 Jahre Drucker, Verleger und Bibliotheken in Stendal. Hrsg. im Auftrag der Winckelmann-Gesellschaft von Max Kunze Stendal
Verlag Franz Philipp Rutzen Ruhpolding und Mainz 2007. 148 Seiten, 59 Abbildungen. ISBN 3-938646-28-1