Whisky und sein Griff zum Buch
Der Geruchssinn spielt für einen Bücherliebhaber eine wichtige Rolle. Betritt er
ein Raum mit Büchern, sei es ein Archiv, eine Bibliothek oder die vier Wände des
Nachbarn, so dieser Bücher sein Eigen nennt, bekommt er dank seiner Nase
gleich eine Ahnung, welche Schätze dort zu finden sein könnten. Das hätte man
beim Besuch im Literaturhaus Magdeburg, der Name sollte ja Programm sein,
auch erwartet. Doch Fehlanzeige: kein Bücherduft im Raum. Stattdessen
empfingen die knapp 20 Gäste aromatische Schwaden mit Anklänge von
Citrusfrüchten, florale Noten, Vanille und vieles mehr. Noten von Torf schwebten
durch den Raum und regten eher die Geruchs- und Geschmachsnerven als den
Tastsinn an. Des Rätsels Lösung war schnell gefunden. In 45 kleinen Gläsern,
akkurat aufgestellt in drei Blöcken, schimmerte eine Flüssigkeit in gold-gelb-
farbenen Tönen. In ihnen ausgewählte Whisky, je Gläserblock eine Sorte. Wer
jetzt vermutete, bei der falschen Veranstaltung gelandete zu sein, wurde mit
einem Blick auf die gegenüberliegende Seite beruhigt. Dort standen drei Tische,
dicht bestückt mit Büchern. Deren dezenter Geruch, der meist erst in
unmittelbarer Nähe zu spüren ist, hatte keine Chance gegen das intensive
Whisky-Aroma.

Trotzdem hatten sie alle etwas mit Whisky zu tun, unabhängig von Format,
Umfang oder Bindung. Was, das erzählte der Referent dieses Nachmittags, der
Pirckheimer Robert Grieger. Er ist sowohl Büchersammler als auch Whisky-
Liebhaber – (als Herausgeber der Berliner Whisky Depesche, und hat in
Zusammenarbeit mit Pirckheimer Matthias Hartinger von Whisky and Talk 2021
zum Welttag des Buches die Facebook-Gruppe Bücher rund um Whisk(e)y & Co.
ins Leben gerufen). Beide Leidenschaften hat er in einen Vortrag mit Verkostung
zusammengepackt und so in Magdeburg den „Whisky und sein Griff zum Buch“
vorgestellt.
Nach einer kleinen Exkursion zum Einfluss von Rauschmitteln allgemein in
Künstlerkreisen, ging es über dessen Widerspiegelung in der Literatur bis hin zu
den gedruckten Werken, die sich mit Whisky speziell beschäftigen. Sei es von
technischen Fragen beim Herstellungsprozess, der mitunter sehr bildgewaltigen
Präsentation einzelner Brennereien oder der Vorstellung von Whisky-
Sammlungen bis hin zum weitgefassten Einfluss des Marketings auf die
Verbreitung, Akzeptanz und Konsumierung des Getränks – nicht zu übersehen
auch auf den Büchersammler mit der Herausgabe beeindruckender Bände.

An diesem Nachmittag wurden nun auch Whisky und Bibliophiles real geboten.
Theodor Fontane, Sir Walter Scott, Arthur Conan Doyle, auch Douglas Adams
und andere bedeutende Literaten waren im Zusammenhang mit Whisky zu
erwähnen. Genauso Größen wie Alfred Barnard, Michael Jackson (und hier ist
nicht der King of Pop gemeint), Dave Broom, Hans Offringa und weitere.
Auch bibliophil kann dieser Bereich einiges bieten. Wälzer und Fachliteratur von
Emanuel Dron oder Valentino Zagatti, welche nicht nur durch ihre Größe und
Schwergewichtigkeit protzten sondern auch mit ihrer inhaltlichen und
darstellerischen Attraktion. Bildbände wie The Art of Whisky glänzten durch ihre
Prächtigkeit.

Damit es nicht nur bei der Theorie blieb, griffen die Gäste bei der
anschließenden Verkostung zu, begleitet von fachkundigen Hinweisen zum
jeweiligen Getränk, seiner Herstellung und Herkunft.
Es wurden 3 Whiskys präsentiert welche unterschiedliche
Geschmacksrichtungen aufwiesen aber die anwesenden auch nicht
überforderten. Die Whiskys wurden spannender Weise zum Thema ausgesucht:
Für den wissenschaftlichen Bereich diente der MacKinlay’s Shackleton Whisky.
Die spannende Geschiche zur Entwicklung dieses Whiskys wurde auch erzählt
welche auch aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu erlesen ist. Leicht
rauchig und fruchtig mit Vanille, intensive im Geschmack aber honigweich mit
einem mittellangen Abgang.
Von Fontane bis Game of Thrones
Mit dem zweiten Whisky wandern wie auf den Spuren von Fontane und in die
moderne Literatur zu Game of Thrones. Oban Bay Reserve Whisky begleitet eine
sanfte malzige Leichtigkeit, welche durch eine starke Fruchtigkeit begleitet wird.
Der Geschmack ist angenehm und von einer Sensibilität begleitet.
Zum Schluss begleitet wird den schottischen Höllenhund auf seinen Weg der
auch Sir Arthur Conan Doyle beeinflusst hat. Tomatin Cù Bòcan Signature – Kein
Rauchmonster, sondern ein mildrauchiger Highlander mit vollfruchtiger Süße
und milden Gewürznoten.

Am Ende dieser gelungenen Veranstaltung mit in mehrfacher Hinsicht viel
Abwechslung bedankte sich Vereinsvorsitzende Sigrid Wege bei Robert Grieger.
Jedoch weder mit einem Buch, noch mit einem Whisky. Das hieße, Eulen nach
Athen tragen, wie sie sagte. Stattdessen gab es süßes Fudge, dann aber doch
mit Whisky-Geschmack. Wohl bekomm`s!
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