Eröffnung der Ausstellung „Nahe bei uns“ Kalligraphien zu Texten von Gisela Steineckert“

Kalligraphie und Bibliophilie – passen diese beiden überhaupt zusammen? Das mag sich mancher Besucher neugierig gefragt haben, der am 19. April zur Eröffnung der Ausstellung „Nahe bei uns“ ins einewelthaus Magdeburg gekommen war. „Beide passen sogar sehr gut zusammen“, fand Sigrid Wege. Als Vorsitzende des Vereins der Bibliophilen und Graphikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e. V. „Willibald Pirckheimer“ begrüßte sie die Gäste der Vernissage, zu der der Verein eingeladen hatte, um Kalligaphien der Frauen der Kritzelstube Magdeburg zu zeigen.

Personengruppe
Selbstverständlich waren auch die Frauen der Kritzelstube anwesend. Hier verfolgt Katrin Pribbernow (3. v. l.) die Eröffnung. © R. Wege

Die Verbindung zwischen Bibliophilie und Kalligraphie sei beispielsweise gegeben, da für den Bibliophilen die Gestaltung von Text, die Gestaltung einer Buchseite durch passende Typographie eine wichtige Rolle spiele. Und um ein künstlerisch gestaltetes Zusammenspiel von Text und dessen Darstellung gehe es auch bei der Kalligraphie, so Wege. Für beide sei zudem die Auseinandersetzung mit Literatur ein wichtiger Punkt. Genau das haben die Frauen der Kritzelstube gemacht. Sie haben sich in den ausgestellten Kalligraphieblättern explizit mit Texten der Autorin Gisela Steineckert auseinandergesetzt. Die Ergebnisse sind sehr verschieden und bieten damit eine große Vielfalt. In diesem Sinne sei Kalligraphie auch mehr als Schönschreiben von Hand, so Sigrid Wege.

Rund 30 Gäste besuchten die Ausstellungseröffnung. Mit dabei auch Corinna Domhardt (im Vordergrund). eine der Kritzelfrauen. | © R. Wege

Seit etwa neun Jahren widmen sich die Frauen den Gedichten und Liedtexten der 1931 in Berlin geborenen und heute dort lebenden Gisela Steineckert, so Helga Kleiner von der Kritzelstube in ihrer Einführungsrede. Aus den Blättern, die so im Laufe eines Jahres entstehen, schaffen es zwölf in einen Kalender. Sieben Kalender haben die Kritzelfrauen unter Anleitung von Sylvia Walther im Laufe der vergangenen Jahre herausgegeben. Der aktuelle Kalender, dessen Blätter in der Ausstellung noch bis zum 14. Juni zu sehen sind, steht unter dem Motto „Nahe bei uns“. Gestaltet wurden die Kalligraphien von Kathrin Berger, Corinna Domhardt, Janet Fellendorf, Michaela Heinemann, Elke Kirchner, Helga Kleiner, Vera Leitow, Annerose Medoch, Katrin Pribbernow, Gesine Raeck, Bärbel Schön, Regine Steinwerth, Sylvia Walther. Dass es den Künstlerinnen für den nächsten Kalender an Text mangelt, ist nicht zu erwarten. Über 50 Bände mit Gedichten, eine Vielzahl autobiografischer Geschichten und Essays sowie mehr als tausend Songtexte hat Giesela Steineckert verfasst.

Helga Kleiner brachte den Besuchern die Arbeiten der Kalligraphinnen näher. | © R. Wege

Für Helga Kleiner nicht überraschend, da regelmäßig aufgeworfen, kam aus dem Publikum die Frage, wie lange man üben müsse, um Kalligraphie so gut zu beherrschen, wie es die Kalenderblätter zeigten. Um zu diesem Punkt zu kommen, so Kleiner, müsse man den Text etwa in einer Länge von fünf Kilometern geschrieben haben. Und das alles mit einem hohen Maß an Konzentration.

Vereinsvorsitzende Sigrid Wege überreichte für die Kritzelfrauen ein Erinnerungsgeschenk an deren Leiterin Sylvia Walther. | ©. R. Wege

Konzentration benötigten auch Frederike Sommer und Aaron Vinatzer an der Trompete, sowie Manuel Vinatzer und Johann Härtel an der Posaune, die für die musikalische Begleitung der Ausstellungseröffnung sorgten. Zum Schluss gab es für sie nicht nur wohlverdienten Applaus, sondern auch eine kalligraphisch verpackte Überraschung.